So ziemlich jeder hat ein Konsumgut, das seine persönliche Umrechnungsgröße darstellt. Bei mir ist es in aller Regel Döner. Nur, wenn die Beträge zu klein sind, reche ich in Schokoladetafeln. Schließlich klingt es komisch, wenn mir jemand von einer in meinen Augen zu hohen Ausgabe für etwas berichtet und ich dann fassungslos erwidere: Was? Das sind ja 0,7 Döner! Bei meinem Freund sind die Umrechnungsgrößen ebenfalls in Fast Food und Süßigkeiten aufgeteilt, allerdings rechnet er in Pizza und Eis. Und so war es nicht weiter verwunderlich, dass er eines Tages vor einem bunten Kreideschriftzug auf dem Gehweg in der Nähe des Mauerparks stehenblieb und freudig vorlas: „Icecream Sandwiches! Die gibt’s hier irgendwo – lass mal gucken!”
Wir folgten den bunten, verheißungsvollen Begriffen – neben Icecream Sandwiches auch Homemade Lemonade, Cookies und Iced Coffee – und standen einige wenige Abbiegungen später vor einem Gartenzaun, der die dahinter liegenden Häuser vom kleinen Mauerweg (verläuft parallel zur Bernauer Straße) abgrenzt. Im Garten standen ein paar Tische und Stühle, auf Bänken lagen bunte Kissen und auf einem runden Schild über der Tür ins Haus lasen wir weiß auf Pastellblau: Cookies and Cream.
Im Cookie-Himmel
Drinnen standen wir schon bald vor einem Tresen, der für viele wohl das Schlaraffenland bedeutet: Cookies, Kuchen und Eis in den unterschiedlichsten Sorten, dazu eine schöne Auswahl an heißen und kalten Getränken. Neben den Eisklassikern Vanille, Schokolade und Co. lasen wir auch Namen wie Birne-Thymian oder Walnuss-Cranberry, bei den Cookies faszinierte mich vor allem Mr. Lemohn – eine Kombination aus Zitrone und Mohn. Doch dann entdeckte ich Snicker Doodle, einen Zimt-Zucker-Cookie. Zimt im Keks? Nehm ich!
Das Schöne bei Cookies and Cream ist, dass man sich sein Icecream Sandwich aus zwei Cookies und einer Eissorte selber zusammenstellen kann. Ich wählte Snicker Doodle und Queen V. (echte Vanille) und als Eissorte Ecuador Chocolate. Mein Freund wählte Vanilleeis und als Cookies die Klassiker helle und dunkle Schokostückchen. Dazu bestellten wir einen Masala Chai und einen Milchkaffee und verkrümelten uns an einen Tisch im gemütlichen kleinen Garten.
Ich war mit meiner Wahl mehr als zufrieden: Schokolade, Vanille und Zimt harmonierten hervorragend, der würzige Masala Chai passte mit seinem Zimtaroma super dazu, sorgte durch seine ganz leichte, angenehme Schärfe aber auch für einen guten Kontrast. Mein Freund gab ebenfalls das Daumen-hoch-Zeichen.
Von Wisconsin nach Prenzlberg
Ein Sandwich kostet vier Euro und ist ca. Handtellergroß. Das ist ein bisschen kleiner, als man es von großen amerikanischen Ketten gewohnt ist, aber dafür sind die Cookies und auch das Eis handgemacht. Während die Eigentümerin des Cafés, Katie, das Eis bei dem Berliner Eiscafé Nunzio bestellt, stammen die Cookies aus ihrem eigenen Backofen und wurden nach altem Familienrezept gebacken. Denn Katie ist Amerikanerin und stammt aus Wisconsin. Als sie für ihren Freund vor einigen Jahren nach Berlin zog, nahm sie die Rezepte ihrer Familie mit und schuf sich mit ihrem Café ein kleines Stückchen Heimat. Langweilig wird ihr nie, eher im Gegenteil: Backen gehörte immer schon zu ihrer Freizeitgestaltung, nun ist ihr Lieblingshobby ihr Beruf geworden.
Ihre Kunden danken ihr die vielen Stunden am Backblech und ihre stets sympathische Art mit regelmäßigen Besuchen. Sogar Kinderzeichnungen hängen gerahmt im Verbindungsflur zwischen Garten und Verkaufsraum, Geschenke zum Umzug vor zwei Jahren. Auch an diesem Wandschmuck erkennt man: Für Katie ist die Akzeptanz ihres kleinen Cafés mehr als nur ein wirtschaftlicher Erfolg. Das Kiezleben hatte sie von Anfang an so begeistert, dass auch sie ein Teil davon werden wollte. Das hat sie nun geschafft, dem Cookie sei Dank. Und auch wir werden wiederkommen. Wir müssen ja nur den Kreideschriftzügen folgen.
Kurzinfo
Cookies and Cream
- Di. bis Fr. 15 – 19 Uhr; Sa. + So. 12:00 – 19:00
- Garten direkt am historischen Mauerweg
- Mehr Infos auf der Website
Verena Metzler ist begeisterte Wahlberlinerin und hat es sich zur Aufgabe gemacht, Neuberlinern und Touristen das Berlin zu zeigen, das sich abseits der ausgetretenen Touristenpfade verbirgt. Hauptberuflich arbeitet sie als freie Lektorin und Texterin.
1 Comment
Hi Katie!
Vielen Dank für die Cookies. Sie haben mir den Rückflug im wahrsten Sinne des Wortes versüßt!
Mega-lecker!
Ganz liebe Grüße
Alex