Immer wieder hören wir die Frage: Welche Unternehmungen in Berlin kann man spontan und ohne großes Budget machen? Wir haben uns diese Frage mal ausführlich durch den Kopf gehen lassen und sind auf eine großartige Idee gekommen: Per Schlauchboot über den Landwehrkanal! Einfache Schlauchboote hat jeder größere Real und der Landwehrkanal ist für die reguläre Schifffahrt gesperrt – Traumverhältnisse also, um entspannt bis ins Herz Neuköllns zu paddeln! Am 08.08. stachen wir in See. Ein feucht-fröhliches Abenteuer zum Nachmachen! (mit Berta von walkthisway.berlin)
Eine Schlauchbootsfahrt ist lustig, eine Schlauchbootsfahrt ist schön …
Unternehmungen in Berlin verbinden viele entweder mit viel Geld oder aber mit viel Andrang. Vor allem in den Sommermonaten ist es überall überlaufen, denn Berlin ist immerhin die Hauptstadt. Stimmt – und stimmt auch wieder nicht. Wir zum Beispiel sind absolute Verfechter der kostenlosen Spontanbespaßung und der festen Überzeugung, dass denkwürdige Unternehmungen in Berlin nicht gleich teuer oder planungsintensiv sein müssen. Und um das zu beweisen, springen wir auch gerne mal ins kalte Wasser – mehr oder weniger wörtlich.
Von Luftpumpen und Paddeln
Zugegeben, wir sind nicht ins kalte Wasser gesprungen, sondern es kam zu uns gelaufen: Über die Reling unseres doch eher sporadisch aufgepusteten Schlauchbootes. Tut euch selbst einen großen Gefallen und vergesst unter gar keinen Umständen die Luftpumpe! Die erste halbe Stunde verbrachten wir damit, das Boot aufzupusten – und uns wurde ziemlich schwindelig dabei.
Als es dann endlich voll wirkte, setzten wir es ins Wasser. Und stellten kurz darauf fest, dass wir auf keinen Fall beide an derselben Stelle sitzen durften, da die Reling sonst wegknickte 😉
Aber was solls, dachten wir, das Boot bietet ja genug Platz. Freudig verstauten wir unseren Proviant: eine Flasche Weißwein und Walnussbrownies. Es konnte losgehen! Und genau in dem Moment verschwand die Sonne und der Wind frischte auf. Hmpf. Dafür knickte das eine Paddel immer weg. Aber wofür gibt es Workarounds?! Wir paddelten also jede mit einem Paddel (schön versetzt natürlich, siehe Relingproblem) und kamen trotz Gegenwind sogar voran.
Vom Weigandufer zum Kanaldreieck
Es gibt viele Stellen am Landwehrkanal, an denen man ein Boot zu Wasser lassen kann. Wir entschieden uns für das Weigandufer: Es gibt genug Parkmöglichkeiten und auch der Hauptverkehr fließt auf anderen Straßen. Ihr könnt aber auch vom Fraenkelufer aus starten (schräg gegenüber der Ankerklause) und nach Osten paddeln. Hier wird es mit den Parkplätzen allerdings schon schwieriger und es ist generell mehr los.
Da der Wind wirklich nicht ohne war, erklärten wir das Kanaldreieck am Maybachufer zu unserem Ziel. Hier teilt sich der Kanal und fließt rechts Richtung Spree und in linker Richtung irgendwann am Halleschen Tor entlang. Auf diesen beiden Armen gibt es zwar wieder Schiffsverkehr, aber im Dreieck selbst ist das Wasser herrlich ruhig. Die Schwäne der Gegend kommen hier jeden Abend zum Schlafen hin und auch wir chillten mit Wein und Cookies – mjam!
Ihr könnt aber auch einen ganzen Tagesausflug aus eurer Paddeltour machen und euch in den Cafés, Restaurants und Spätis am Ufer mit Snacks und Getränken versorgen. Sogar unsere leckeren Walnussbrownies könnt ihr to go erwerben: Katie‘s Blue Cat, ein hübsches kleines Café für amerikanische Backwaren, liegt direkt am Kanal.
Und wieder zurück
Es wurde bereits dunkel, als wir nach drei Stunden wieder unsere Anlegestelle sahen. Gelb leuchtete „unsere“ Leiter durch die Dämmerung. Diese Leitern sind übrigens alle 50 Meter an der Kanalmauer angebracht und somit nicht nur euer Freund und Helfer, wenn ihr mal in den Kanal gefallen seid, sondern sie eignen sich auch hervorragend zum Kilometertrinken.
Wir freuten uns jetzt jedoch vor allem auf eine Toilette und einen warmen Pulli. Und natürlich: trockene Sachen.
Ihr wollt auch mal? Unsere Checkliste für erfolgreiche Unternehmungen in Berlin a.k.a. Paddelspaß auf dem Landwehrkanal:
- Spontane Menschen, die im Idealfall auch noch begabte Paddler sind
- Luftpumpe!
- Essen und Getränke (falls ihr nicht zwischendurch anlegen wollt)
- Trockene Sachen, ein Handtuch und eine wasserfeste Tasche
Verena Metzler ist begeisterte Wahlberlinerin und hat es sich zur Aufgabe gemacht, Neuberlinern und Touristen das Berlin zu zeigen, das sich abseits der ausgetretenen Touristenpfade verbirgt. Hauptberuflich arbeitet sie als freie Lektorin und Texterin.
2 Comments
Hallo, Verena,
danke für den Artikel, den ich fand, weil ich als Leipzigerin gern mal auf den Berliner Gewässern paddeln möchte. Kannst Du mir vielleicht sagen, ob sich der Landwehrkanal auch für ein 5,50 m langes Faltboot eignet, was immer 25 cm tief liegt und empfindlich auf Steine oder andere Wasserhindernisse reagiert, die da reinragen könnten?
Vielen Dank für eine eventuelle Antwort,
mit lieben Grüßen
Grit
Hej Grit,
ich denke, das sollte klappen. Der Kanal hat wenige Kurven und gerade Mauern. Da ragen eigentlich keine Steine rein. Vielleicht mal ein paar Äste, aber den könnt ihr ja ausweichen. Der Landwehrkanal ist wirklich eine glatte Wasserröhre, zumindest an den allermeisten Stellen. Und tief genug für 25 cm ist er auch. Nur die 5,50 m sind halt echt lang. Aber da es meist geradeaus geht, sollte auch das klappen.
Also ganz viel Spaß dir/euch!
Viele Grüße
Verena