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Raus ins Grüne – Natur in und um Berlin

22. August 2017
Holzsteg zwischen Baumkronen

44 % der Berliner Fläche ist grün – das habe ich auf einer Infotafel der IGA, der Internationalen Gartenausstellung, gelesen. Und es stimmt: Berlin ist, verglichen mit anderen Großstädten, geradezu eine Oase aus Bäumen, Sträuchern und von Anwohnern liebevoll gestalteten Blumenbeeten im öffentlichen Raum. Einem Landkind wie mir ist das trotzdem noch nicht genug und so zieht es mich regelmäßig raus aus der Stadt. Drei tolle Grünorte habe ich hier zusammengestellt.

Der Baumkronenpfad in Beelitz-Heilstätten (= Baum & Zeit)

Mit dem Auto dauert es ca. eine Dreiviertelstunde bis zum Parkplatz des Baumkronenpfads in Beelitz-Heilstätten. (Die BVG gibt an, dass es mit dem Zug von Berlin Hauptbahnhof 42 Minuten dauert) Der Parkplatz hat eine eigene Kreisverkehrausfahrt – viel los ist hier nicht. Aber das ist auch gut so, denn schließlich sind wir mit Grünhunger angereist.

Vom Schotterparkplatz aus, der übrigens 2 € Parkgebühr kostet, geht es durch einen Nadelbaumwald erst einmal entlang einiger Ruinen der Beelitzer Heilstätten.

Ruine eines alten Sanatoriums

Eine der Ruinen der Beelitzer Heilstätten, wenige Meter vom Parkplatz entfernt

Und bereits hier atmet einen die Geschichte geradezu an: Der zur Wende des 19. zum 20. Jahrhundert erbaute und 60 Gebäude starke Komplex diente einst als Lungensanatorium mit für damalige Verhältnisse wegweisenden Hygienestandards, im 1. und 2. Weltkrieg als Lazarett für verwundete Soldaten (auch Adolf Hitler wurde 1916 hier gepflegt) und von 1945 bis 1994 war es das „größte Militärhospital der sowjetischen/russischen Armee im Ausland“ – berühmtester Patient: Erich Honecker. Das Who’s who der jüngeren deutschen Geschichte scheint sich hier die Hand gegeben zu haben.

Aber wir wollten ja Grün sehen! Dafür müssen wir erst einmal die Waldwege Richtung Baumkronenpfad entlangschlendern. Man muss zwar kein erfahrener Wanderer sein, aber 500 m sind es bestimmt vom Parkplatz bis zum Baumkronenpfad. Für jemanden mit Krücken könnte sich die Strecke deshalb ziehen, Rollstuhlfahrer sollten sich auf den Waldwegen um eine Schiebehilfe kümmern. Den Baumkronenpfad selber kann man jedoch problemlos erreichen und begehen oder befahren, denn neben den Treppen fährt auch ein Aufzug nach oben und der Pfad ist mit Holzdielen ausgelegt.

Wir nehmen die Treppen und gehen erst einmal nach ganz oben, auf den 36 m hohen Aussichtsturm am Anfang des Baumkronenpfads. Von hier hat man einen großartigen Blick über den Wald und kann in der Ferne sogar den Berliner Fernsehturm erahnen. Hier und da tauchen die Ruinen der Heilstätten aus dem Grün auf und mit einem halben Ohr hört man die A9, auch wenn man sie nicht sieht.

Ruinendächer tauchen aus Baumwipfeln auf

Die Ruinen der Beelitzer Heilstätten in einem Meer aus Grün

Der Baumkronenpfad selber schlängelt sich in 23 m Höhe durch die Wipfel der Nadel- und Laubbäume. Er ist 320 m lang und führt über die Ruine des Pavillons B IV, der 1944 einem Brand zum Opfer fiel. Birken wachsen aus den Dachtrümmern und haben ihre Wurzeln tief in die verbliebenen Mauern gegraben. Alle Nase lang informieren Schilder abwechselnd über die Bäume und über die Ruinen. Und auch Ausruhmöglichkeiten, von der Sonne warme Holzbänke, stehen bereit.

Blick von 23 m Höhe auf eine Ruine mit Bäumen auf dem Dach

Blick auf den ausgebrannten Dachstuhl des Pavillons IV der Beelitzer Heilstätten

Holzsteg führt durch eine alte Ruine in 20 m Höhe

Rechts Bäume, links Ruine: Der Baumkronenpfad schlängelt sich über die Ruinen

Wir haben satte zwei Stunden für den Pfad gebraucht und uns war nicht eine Sekunde langweilig. Ein rundum gelungener Ausflug ins Grüne!

Die Krumme Lanke: Wenn ich den See seh …

See mit umgebendem Wald

Die Krumme Lanke im Frühling: Der See liegt mitten im Wald

Die Krumme Lanke wurde von GEO unlängst zu Berlins schönstem See gekürt. Und obwohl Berlin viele wirklich schöne Seen zu bieten hat, ist die Krumme Lanke eine würdige Königin. Der See schlängelt sich in Kurven durch ein bewaldetes Tal, bietet zahlreiche Badestellen (auch einen FKK-Bereich) und über dem Wasser ragen viele dicke Äste, von denen man ins kühle Nass springen oder einfach nur die Beine baumeln lassen kann.

Tatsächlich ist die Krumme Lanke mit dem großen umgebenden Wald zu jeder Jahreszeit einen Besuch wert. Hin kommt ihr entweder mit dem Auto (Abfahrt Hüttenweg A115) oder mit der Bahn (U3 Onkel Toms Hütte oder Krumme Lanke) und ihr fahrt entweder direkt an den See oder geht vorher durch den Wald spazieren.

Blick in die Baumkronen einiger Nadelbäume an einem Sommertag

Der Wald rund um die Krumme Lanke ist herrlich, groß und ruhig – und voller duftender Nadelbäume!

Wir machen immer letzteres, denn der Wald ist wirklich schön – groß, ruhig, kaum asphaltierte Wege und hier und da ein Reiterpfad. An warmen Sommertagen hört man die Zapfen der Nadelbäume unter der Hitze aufknacken und überall duftet es nach Kiefern. Hach! Und wenn ihr dann das Wasser durch die Bäume glitzern seht, ist ein kühles Bad genau das richtige.

Waldspaziergang mit Zwischenmahlzeit

Wer grün sucht, ist generell im Wald gut aufgehoben. Und glücklicherweise hat das Berliner Umland davon jede Menge zu bieten. Hier könnt ihr immer durchatmen, entspannen und die Stille genießen. Je nach Jahreszeit bietet euch der Wald aber auch viele kleine und gesunde Snacks.

Zugegeben, die Idee ist nicht neu, denn so ziemlich jeder hat schon mal Brombeeren, Bucheckern oder Pilze im Wald gesammelt. Trotzdem hat nicht jeder Wald von allem etwas zu bieten. Um herauszufinden, wohin ihr müsst, wenn es euch zum Beispiel nach Heidelbeeren gelüstet, empfehle ich euch wärmstens die Seite mundraub.org. Hier könnt ihr nach Obst, Nüssen, Beeren oder Kräutern filtern und bekommt als Ergebnis jede Menge Orte, an denen ihr ungestraft sammeln dürft.

Ein wirklich guter Spot für Heidelbeeren ist der Wald bei Joachimsthal, ca. eine Stunde von Berlin entfernt. Der gesamte Wald ist mit kleinen Heidelbeerpflanzen bedeckt. Ihr müsst allerdings etwas auf eure Kleidung achtgeben, denn Waldheidelbeeren sind nicht nur deutlich kleiner als die Kulturheidelbeeren aus dem Supermarkt, sondern färben auch sofort jede Haut- und Stoffstelle lila-blau. Sie schmecken jedoch großartig und ergeben eine wunderbare Marmelade oder einen echt leckeren Heidelbeerpfannkuchen. Und danach lustig blaue Münder 😉

Tipp: So verlockend die kleinen Heidelbeeren auch aussehen, ich würde sie, anders als Brombeeren, nicht pur im Wald essen. Da sie nur wenige Zentimeter über dem Boden wachsen, kann man nie wissen, welche Beere mal im Urinstrahl eines Waldtieres hing. Und selbst, wenn der Regen das wieder abwäscht: Eventuelle Keime bleiben. Alles, was über einem Meter über dem Boden wächst und/oder durch eine Schale geschützt ist, also Himbeeren, Brombeeren, Äpfel, Bucheckern, Esskastanien etc., esse ich jedoch sehr gerne direkt an Ort und Stelle und hatte dadurch noch nie Probleme.

 


Kurzinfo

Baumkronenpfad Beelitzer Heilstätten

  • Mo. – So. bis einschließlich Oktober 10:00 – 19:00
  • Nov. und Dez. Sa. + So. 10:00 – 16:00
  • Kassenschluss ist eine Stunde vor Schließung
  • Mehr Infos auch zur Anreise s. Website

 

 

 

 


 

Autor-bildVerena Metzler ist begeisterte Wahlberlinerin und hat es sich zur Aufgabe gemacht, Neuberlinern und Touristen das Berlin zu zeigen, das sich abseits der ausgetretenen Touristenpfade verbirgt. Hauptberuflich arbeitet sie als freie Lektorin und Texterin.

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