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Selbstgemachte Geschenke aus Deutschland – das Vielfach Kreativkaufhaus

7. Juli 2016
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2,5 Etagen, 105 Designer, 250 Mietflächen: So lauten die Kennzahlen des Vielfach Kreativkaufhauses. Touristen kaufen hier gerne selbstgemachte Geschenke, Hingucker für die eigenen vier Wände oder ihr neues Lieblingsstück, denn das Vielfach liegt unweit des Checkpoint Charlie. Und genau deshalb ist es für Berliner noch ein echter Geheimtipp. Verkehrte Welt? Warum es sich manchmal lohnt, auch einen Touristenort zu erkunden. Und warum Erfolg bei Touristen nicht grundsätzlich Ramsch aus China heißen muss.

Das Vielfach Kreativkaufhaus liegt in der Zimmerstraße 11, am Fußweg zwischen dem Checkpoint Charlie und dem Welt-Ballon. Auf die Frage, wie man an solch eine Location kommt, antwortet Herr Schirrmeister: Mit viel Geduld und Spucke. Ein halbes Jahr hat der heutige Inhaber gesucht und sich in der Zimmerstraße schließlich gegen 30 Mitbewerber durchsetzen müssen. Seine Idee, ein charmantes kleines Kaufhaus für selbstgemachte Geschenke, sorgte schließlich für den Zuschlag – den Sympathiezuschlag.

Blick in den Hauptraum des Vielfach

Die bunt gefüllten Regale des Vielfach bieten selbstgemachte Geschenke für jeden Geschmack und Geldbeutel | Quelle: Vielfach

Und doch ist das Vielfach so viel mehr. Es geht hier nicht nur um eine reine Verkaufsfläche, sondern um die Vernetzung der Designer untereinander und mit den Kunden. Dreh- und Angelpunkt ist Herr Schirrmeister selbst: Er steht fast jeden Tag hinter der kleinen Kassentheke im Vielfach Kreativkaufhaus, berät seine Kunden und kennt alle seine Schützlinge persönlich. Zu jedem Produkt, das ich bestaune, kann er eine Geschichte erzählen. Die Holzschaukelpferde? Ältere Herren aus Berlin („Von den jungen beherrscht ja kaum noch jemand diese Technik“). Die Tonmäuse? Ein Pflegeheim im Bereich Ergotherapie für psychisch erkrankte Menschen („Verlorengegangene Fähigkeiten werden da gefordert und gefördert “). Die Jutebeutel? Ein junges Label aus Chemnitz; auf den Beuteln ist Karl Marx mit modernem Hippsterbart zu sehen („Chemnitz hieß zu DDR-Zeiten Karl-Marx-Stadt – eine tolle Idee!“).

Holzschaukelpferd, Handtasche, Tonmäuse, T-Shirt mit Karl Marx, Turnbeutel, Strickeulen

Von links nach rechts: Holzschaukelpferd aus Berliner Herstellung, Tasche von Zwillingszwirn, Tonmäuse Pflegeheim Pinecki, Karlskopf, Beutel von UlStØ, Eulen von Josasu | Quelle: Vielfach

Made in Germany

Doch Herr Schirrmeister ist nicht nur ein begeisterter Geschichtenerzähler, sondern generell mit vollem Einsatz dabei. Nachgemachtes oder Angekauftes aus Fernost kommt ihm ebenso wenig über die Schwelle wie Produkte aus dem Ausland. Alle angebotenen Stücke, ob Unikate oder Kleinserien, werden in Deutschland und in Handarbeit hergestellt. Jeder neue Designer wird deshalb genauestens unter die Lupe genommen und im Zweifel eben auch abgewiesen. „Wir wollen nicht auf Teufel komm raus alle Flächen voll haben“, kommentiert Herr Schirrmeister dieses Vorgehen. Bevor die Qualität leidet, akzeptiert er lieber einige (momentan allerdings sehr wenige) Lücken.

Dass das aber auch schon anders war, daran kann er sich noch sehr gut erinnern. „Zur Eröffnung im Februar 2014 hatte ich gerade mal 5 Labels im Laden“. Heute, fast 2,5 Jahre später, sind es über 100. Leere Fächer und Flächen gibt es zwar noch, aber die sind rar. Dafür kommen manche Aussteller kaum noch mit der Nachproduktion hinterher.

Ohrstecker, Tassen, Lampe aus Fahrrad, Ohrhänger aus Kronkorken, Taschen, Karte

Von links nach rechts: Schmuck von Das Snyggkästchen, Tassen von EdelWeiss, Upcycling-Lampe von BerlinReCycling, Ohrhänger von Fesch, Taschen von FAWWI, Karte von Handmade of Paper | Quelle: Vielfach

Selbstgemachte Geschenke für jeden Geldbeutel – das Konzept scheint aufzugehen. Gerade Vielfalt und Produktmix des Vielfach werden von Kunden aus aller Welt sehr gelobt. Doch noch besteht die Kundschaft zu einem Großteil aus Touristen, denn Berliner meiden die Gegend rund um den Checkpoint Charlie wie der Teufel das Weihwasser. Da ist schon viel Werbung vonnöten, um auch die Einheimischen zu erreichen. „Ein Großteil unserer Einnahmen fließt in Werbeanzeigen“, sagt Herr Schirrmeister und zeigt mir eine große Anzeige aus dem Tagesspiegel. In den letzten Monaten konnte er einen langsamen Anstieg der Berliner Kundschaft beobachten – immerhin. Doch besteht hier noch ausreichend Potenzial nach oben.

Ein Sammelpunkt für Kreative

Die Berliner Kundschaft – das ist das eine Ziel. Das andere ist, die Vernetzung unter Deutschlands Kreativen weiter zu fördern. Herr Schirrmeister organisiert deshalb ein- bis zweimal pro Jahr Ausstellertreffen, bei denen nach Herzenslust geredet, gefachsimpelt und genetzwerkt werden kann. Kein Wunder also, dass die allermeisten Designer ihm treu bleiben. „Wir haben eine Dauermieterquote von ca. 80 %“. Genug Wechsel ist dennoch dabei, sodass selbst Stammkunden immer wieder etwas zu entdecken haben. Und auch Freunde des Upcyclings kommen auf ihre Kosten: Immer mehr Artikel im Vielfach sind durch diese nachhaltige Verfahrensweise entstanden – Tendenz steigend.

P.S. Wenn ihr Interesse an einer Verkaufsfläche habt, meldet euch gerne bei Herrn Schirrmeister unter: kontakt [at] vielfach-berlin.de. Preise ausschließlich auf Anfrage.

 


Kurzinfo

Vielfach Kreativkaufhaus:

  • Mo. – Sa. 11:00 – 19:00
  • Fachmiete auf Anfrage: kontakt [at] vielfach-berlin.de
  • Mehr Infos über Facebook

 

 


 

Autor-bildVerena Metzler ist begeisterte Wahlberlinerin und hat es sich zur Aufgabe gemacht, Neuberlinern und Touristen das Berlin zu zeigen, das sich abseits der ausgetretenen Touristenpfade verbirgt. Hauptberuflich arbeitet sie als freie Lektorin und Texterin.

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