Berlin von oben – 2 besondere Aussichtsplattformen

Wer Berlin von oben erleben möchte, hat nicht nur die Wahl zwischen Fernsehturm, Welt-Ballon und Potsdamer Platz. In fast jedem Bezirk gibt es mindestens eine Aussichtsplattform, die bei Touristen weitgehend unbekannt ist. Hier stellen wir euch zwei ganz besondere vor: Den Biergarten Clou Corner sowie die Cafeteria Skyline der Technischen Universität.

Aussichtsplattform für Plane Spotter: Clou Corner

Zugegeben: Der Biergarten Clou Corner in Reinickendorf kann in Höhe und entspannter Atmosphäre nicht ganz mit seinen großen Konkurrenten Deck 5 (Prenzlauer Berg) und Klunkerkranich (Neukölln) mithalten. Zwar bietet auch er eine gute Portion Berlin von oben, denn er liegt auf dem obersten Parkdeck des Shopping Centers Der Clou am Kurt-Schumacher-Platz. Doch bringt dieses Shopping Center es gerade mal auf zwei Stockwerke. Darüber hinaus fehlt der Sand und somit auch irgendwie das Sommergefühl. Und doch – das Clou Corner nimmt eine ganz besondere Stellung unter Berlins Biergärten slash Aussichtsplattformen ein. Denn erstens verlangt hier niemand Eintritt, auch nicht gegen Abend. Und zweitens liegt er nur rund 1 km von der Landebahn des Flughafens Tegel entfernt und mitten in der Einflugschneise.

Als das erste Mal ein Flugzeug gefühlt fast durch mein Bier fliegt, ziehe ich denn auch automatisch den Kopf ein. Meine Herren! So laut, so nah, so GROß! Ich kann die Kratzer am Rumpf der Maschine erkennen. Intuitiv zähle ich die Sekunden, als ich dem Flugzeug auf seinem nur noch kurzen Weg zur Landebahn mit den Augen folge. 15, 16, 17 … bei 20 berührt es den Boden, ich kann den Qualm der Reifen sehen. Und als ich mich umdrehe, sehe ich über den Fransen meines Strandkorbes bereits die Lichter der nächsten Maschine in den Wolken.

Drei Flugzeuge später ziehe ich nicht mehr den Kopf ein. Stattdessen erstelle ich Ministatistiken: Wie viel Zeit liegt zwischen zwei Landungen? Wie groß sind die Maschinen? Welche Airline ist am häufigsten vertreten? Wie lange brauchen sie, um die Landebahn wieder freizugeben? Und gibt es Stoßzeiten? Ich hatte bisher keine Ahnung, dass ein Plane Spotter in mir steckt. Aber so nah an der Landebahn ein Bier zu trinken ist einfach verdammt interessant.

Und neben der Flughafenterrasse dürfte es dafür keinen besseren Platz geben als eben jenen Biergarten, der fast im Bauch der Flugzeuge liegt. Vom Clou Corner könnt ihr nicht nur die Landebahn des Flughafens Tegel mit bloßem Auge erkennen, sondern habt auch generell einen ganz guten Blick über den nördlichen Teil Berlins. Denn wo die Flugzeuge im Tiefflug langdonnern, kann kein Gebäude hoch sein. Die zwei Stockwerke des Clous geben also eine super Aussichtsplattform ab – und höher wollt ihr hier auch gar nicht sein.

Berlin von oben, Tegel von nahem und Flugzeuge von unten – das Clou Corner ist definitiv einen Besuch wert. Preislich befindet es sich irgendwo im mittleren bis höheren Biergartenniveau (0,33 l Flaschenbier 3,50 €) und leider hat es nur zu den Öffnungszeiten des Shopping Centers geöffnet. Samstags ist das aber immerhin bis 22:00 (s. u.).

Ausblick über Berlin beim Mittagessen

In einem ganz anderen Teil Berlins steht das Telefunkenhochhaus. Das Gebäude mit dem großen Telekom-T könnt ihr kaum übersehen, denn es steht an einem der Hauptverkehrsstraßen der Stadt: Am Ernst-Reuter-Platz in Charlottenburg. Hier ist die Technische Universität (TU) beheimatet und mit ihr die Cafeteria TU Skyline: Eine Aussichtsplattform im 20. Stock des Telefunkenhochhauses, wo ihr nicht nur Berlin von oben erleben, sondern euch nebenher sogar richtig gut satt essen könnt.

Unter den Studenten der TU ist die Cafeteria sehr beliebt, ansonsten verirrt sich kaum jemand hierher. Und das ist auch nicht weiter verwunderlich, denn sie kann nur gefunden werden, wenn man weiß, wo sie liegt. Kein Schild, kein Aushang, nicht einmal ein kleiner Schriftzug im Fahrstuhl weisen den Weg. Deshalb wollen wir das an dieser Stelle übernehmen: Ihr geht durch den (ziemlich ranzigen) Haupteingang des Gebäudes mit der Hausnummer 7, fahrt bis in den 20. Stock und biegt oben einmal rechts ab. Das war’s im Grunde schon.

Die Cafeteria ist eher klein und nicht mit einer Mensa zu verwechseln. Ca. 50 Sitzplätze stehen zur Verfügung, an Tischen oder auf Barhockern, alles aus hellem Holz. Die Auswahl der Speisen ist erstaunlich groß und vielfältig: Warme und kalte Getränke, Salate, Hauptgerichte, Süßes und Joghurt – hier findet jeder etwas. Die ermäßigten Preise gelten zwar nur für Studenten, so viel teurer ist es für alle anderen aber auch nicht (z. B. 3-Gänge-Menü, ermäßigt 5,95 €, Gäste 6,45 €).

Und dann ist da der Ausblick. Große Fenster erlauben einen Blick auf Berlin von oben in drei Himmelsrichtungen. Mühelos kann ich den Fernsehturm, die Siegessäule und den Potsdamer Platz erkennen. In einer anderen Richtung erspähe ich den Hohlen Zahn. Und auch das bunte Wirrwarr der Autos im großen Kreisverkehr am Ernst-Reuter-Platz hat etwas von hier oben.

Die Cafeteria ist vielleicht zu zwei Dritteln gefüllt und die Atmosphäre entspannt. Eine kleine Oase in diesem grauen, hässlichen Hochhaus und ein großartiger Zwischenstopp an einem langen Tag. Gleich werde ich mir noch einen Nachtisch genehmigen. Die Aussicht ist einfach zu gut.

 

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Kurzinfo

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Verena Metzler ist begeisterte Wahlberlinerin und hat es sich zur Aufgabe gemacht, Neuberlinern und Touristen das Berlin zu zeigen, das sich abseits der ausgetretenen Touristenpfade verbirgt. Hauptberuflich arbeitet sie als freie Lektorin und Texterin.