Einkaufen/Shopping

Der gepflegte Shoppingbummel: Concept Stores für Wohnen & Leben

16. April 2018
Blick auf Pop-up-Stores im Bikini Berlin

Man kann shoppen gehen – und Leute, man kann shoppen gehen. Das eine ist die Jagd nach Schnäppchen in stickiger Shoppingcenterluft, das andere das gepflegte Umherstreifen in Concept Stores, die so eingerichtet sind, wie man sich das eigene Wohnzimmer wünscht. In Berlin gehen diese Läden fast grundsätzlich einher mit den Attributen handmade, organic und start-up, dekoriert mit Grünpflanzen in etikettbefreiten Konservendosen, die Echtholzregale beleuchtet von nackten Glühbirnen im Industriecharmelook. Hier kann man staunend den spülmaschinenfesten Teelöffel aus gepresstem Kaffeesatz in die Hand nehmen, quanta costa irgendwo jenseits der 30 €, aber so faszinierend, dass man trotzdem versucht ist, ihn zu kaufen – und sei es nur, um die Welt zu retten. (Hauptbild: Pop-up-Stores im Bikini Berlin)

Diese Läden üben eine geradezu magische Anziehungskraft auf mich aus, obwohl ich mich dafür gleichzeitig belächle. But the shopping-heart wants what the shopping-heart wants. Und so finde ich mich in regelmäßigen Abständen in einem dieser Läden wieder, träume von meinen exzessiven Einkäufen dort, wenn ich endlich groß (und reich) bin, und bemitleide alle, die sich im Discounter um die Ecke mit dem Rest Berlins um die letzte Strumpfhose in ihrer Größe für 1,50 € kloppen. Die haben ja einfach keine Ahnung. Wirklich nicht.

Das Hallesche Haus – der General Store unter den Concept Stores

Das Hallesche Haus liegt direkt gegenüber vom Halleschen Tor und kann somit mit einem attraktiv kurzen Weg von den Öffis bis zu seinem Verkaufsraum punkten. Doch damit hört die Pro-Liste noch lange nicht auf, denn im Halleschen Haus findet ihr das gewisse Extra für euch, euren Gaumen und eure Wohnung. Die hier angebotenen Produkte sind auf den ersten Blick alltäglich: Kaffeetassen, Blumenvasen, warme Socken, Bilder, Küchentabletts, Wein, Gewürze. Auf den zweiten stellt man jedoch fest, dass alles hier Angebotene von den Kreativen Berlins und der Welt irgendwie neu erfunden oder zumindest neu designed wurde.

Das macht das verträumte Stöbern in den Regalen zu einem Einkaufserlebnis der inspirierenden Art, denn nach ein paar Minuten hat man so viele neue Ideen für das ewig halbfertige DIY-Projekt zu Hause bekommen wie in den ganzen letzten drei Monaten nicht. Auch das hauseigene Café tut ein Übriges, um die heimelige Atmosphäre noch zu verstärken. Mit einer wohlig dampfenden Teetasse in der einen Hand und dem neu erstandenen Coffee-to-go-Becher aus Naturmaterialien (und trotzdem spülmaschinenfest!) in der anderen könnt ihr hier die vielen neuen Eindrücke sacken lassen.

Bazar Noir

Das Bazar Noir in Kreuzberg präsentiert sich, wie sollte es bei dem Namen auch anders sein, fast ganz in Schwarz. Aber eben nur fast, denn die schwebende Treppe, die vom unteren Verkaufsraum auf eine Galerie führt, ist dann doch in hellem Holz gehalten. Und auch die Galerie selbst erstrahlt in demselben hellen Braun, sodass man nicht wirklich in Kunst aufgepasst haben muss, um zu merken, dass hier vom Fußboden bis zur Decke alles einem strikten Designstil folgt. Dieser Stil könnte sehr vereinfacht in etwa so ausgedrückt werden: Schwarz steht jedem, auch Blumenvasen. Denn die dunkle Umgebung lässt die angebotenen Stücke rund um das Thema Einrichtung positiv hervorstechen, die gezielt gesetzten helleren Elemente lenken den Blick fast schon automatisch auch zu den hell ausgeleuchteten Ausstellungsflächen. Laienurteil: Eine rundum gelungene Arbeit.

Doch nicht nur Designstudenten kommen hier auf ihren Geschmack, sondern auch alle, die eine gepflegte und mit viel Herz ausgewählte Auslage mögen. Hier gibt es keine Ikea-Motive, sondern Einzelstücke und Miniserien von Designern und Märkten auf der ganzen Welt, ausgesucht von der Inhaberin Catherine Pfisterer höchstselbst – und somit das nächste Stück Charakter für eure vier Wände.

Bikini Berlin

Zugegeben, das Bikini Berlin am Zoologischen Garten ist auch bloß ein Shoppingcenter, doch in diesem speziellen Fall wollen wir einmal Gnade vor Recht ergehen lassen, denn im Erdgeschoss warten eine ganze Reihe grob gezimmerter Holzbuden auf euch, die von den unterschiedlichsten Concept und Pop-up-Stores gemietet werden. Hier ist immer Bewegung drin, weshalb ich am liebsten alle drei Tage dort vorbeischneien würde. Der kleine Neffe wird drei? Die Oma 85? Der nächste Muttertag kommt bestimmt? Plant ca. eine halbe Stunde ein und werdet fündig.

Wenn dann noch Zeit übrig ist, könnt ihr euch ja mit einem leckeren Heißgetränk an das große Fenster setzen, das einen direkten Einblick in das Affengehege des Berliner Zoos erlaubt. Bei meinem letzten Besuch war Alle-mal-lausen-Stunde. Ein herrlich unaufgeregtes Schauspiel und ein schöner Ausklang eines erfolgreichen Einkaufsbummels.

 


 

 

 

 


 

Autor-bildVerena Metzler ist begeisterte Wahlberlinerin und hat es sich zur Aufgabe gemacht, Neuberlinern und Touristen das Berlin zu zeigen, das sich abseits der ausgetretenen Touristenpfade verbirgt. Hauptberuflich arbeitet sie als freie Lektorin und Texterin.

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